Das Spiel der Kinder
Spiel ist keine Spielerei. Das Spiel ist die Arbeit des Kindes. Wir stellen unseren Kindern beim Spielen ausreichende Zeit und das notwendige Material zur Verfügung und geben evtl. Anregungen für die Weiterentwicklung des Spiels. Das Spielen ist für die Kinder die nahe liegende Art und Weise, wie sie ihre Zeit verbringen können. Es ist für Kinder in vielfältiger Hinsicht aber auch ein unbewusster Lernprozess. Dabei kann dem erwachsenen Betrachter manches Spiel sinnlos erscheinen. Kinder brauchen eine Umgebung, die genügend vielfältige Anregungen und Spielräume für Spiel allein und mit anderen bietet, sowie Erwachsene, die das Spiel der Kinder unterstützen, Impulse geben und das Spiel der Kinder akzeptieren.
Für Kinder ist das Spiel ein wichtiger Faktor, um sich in und mit ihrer Umwelt zu Recht zu finden. Das Spielen zeigt sich dabei in unterschiedlichsten Formen und Intensitäten. So kann es vorkommen, dass Kinder wochenlang immer wieder ein und dasselbe Spiel verfolgen, ohne dass es sie langweilt. Kinder brauchen dazu nicht zwingend hochwertiges Spielmaterial. Sie sind sich häufig selbst genug. Da wird schon mal ein Holzklötzchen zum Schiff mit einem imaginären Kapitän.
Das Spielen dient dem Aufbau einer ausgeglichenen und selbstbewussten Persönlichkeit, da die Kinder im Spiel in die Lage versetzt werden, in unterschiedlichste Rollen zu schlüpfen. Das Spielen lässt die Kinder häufig ein hohes Maß an Unabhängigkeit erleben, wie es ihnen im richtigen Alltag nicht immer zugestanden wird. Ein Kind kann schon mal zur strengen Mutter werden, die schimpft und vielleicht auch Verbote erteilt, wenn das eigene "Kind" nicht hören will.
Das schüchterne Mädchen traut sich einen wilden Löwen darzustellen und wird dabei auch richtig laut und wild. Es lernt dabei auch Gefühle und Befindlichkeiten wie z.B. Angst oder Respekt wahrzunehmen, die es ohne diese Spielsituation nicht bei anderen Kindern auslösen würde. Ebenso wichtig ist aber die Erfahrung, dass es stark ist und es nichts auf der Welt gibt, was dem Löwen etwas anhaben kann. Die große Fantasie, mit der die Kinder spielen, führt dabei nicht dazu, die Realität zu vergessen oder vor der Realität zu fliehen. Sie führt vielmehr dazu, dass die Kinder die Realität verstehen und bewältigen.
"Das Kind ist während des Spieles auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und da wiederum ist dieses Spiel mit viel Freude zu versehen."
Herbert Spencer
Während der Suche nach dem Sinn des Lebens erwerben die Kinder ganz nebenbei die grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie für ihr späteres schulisches und berufliches Leben benötigen. Im Spiel der Kinder wird grundsätzlich das Fundament für die eigene Lebensbewältigung gelegt. Kinder wollen ihre natürliche Neugierde an Unbekanntem stillen und erforschen, warum und wie Dinge funktionieren. Das sind wesentliche Voraussetzungen für ein Bestehen in der Schule.
Das Spielen fördert die Kinder in unterschiedlichen Kompetenzbereichen:
Darstellung Nr.: 2
Gestalten
Die Kinder basteln und gestalten, um ihre eigenen Spielideen realisieren zu können, indem sie fehlende Objekte selber anfertigen. Wenn zum Beispiel beim Piratenspiel die Schatzkarte fehlt, dann wird diese am Mal- und Basteltisch selbst konstruiert. Wir geben unseren Kindern täglich die Gelegenheit, mit verschiedenen Materialien kreativ zu werden. Die Kinder verarbeiten Mitbringsel von den Ausflügen wie Stöckchen, Blätter oder Steine zu Figuren oder zu Tieren. Der kindlichen Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Für die Kinder ist das selbst kreierte Werk von unschätzbarem Wert und wichtiger Teil zur Stärkung des Selbstwertgefühls, auch wenn es für uns Erwachsene manchmal schwierig ist, zu erkennen, um was es sich handelt.
Beim Gestalten können unsere Kinder mit Kleister, flüssigen Farben, Sand- und Ton aber auch mit vermeintlich "wertlosem" Material in ihrem individuellen Tempo ihre Fähigkeiten zum Malen und Modellieren, ihre Geschicklichkeit und ihre Fantasie entwickeln. Wir machen dabei altersgerechte Angebote, die sich häufig auf bestimmte Themen oder Projekte beziehen. Wir berücksichtigen zum Beispiel beim Basteln der Laternen zu St. Martin die unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten der einzelnen Kinder, in dem wir Modelle mit verschiedenem Schwierigkeitsgrad anbieten. Dadurch vermeiden wir eine Überforderung der Kinder und geben allen Kindern die Chance, stolz auf ihr eigenes Werk zu sein.
Einen wichtigen Beitrag im Bereich des Gestaltens leistet unsere Holzwerkstatt, die sowohl von den Schulkindern als auch von den Kindergartenkindern intensiv genutzt wird. In unserer heutigen Zeit ist vielen Kindern nicht die Möglichkeit gegeben, sich mit Holz, verschiedenen Werkzeugen und Hilfsmitteln auseinander zu setzen und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. In unserer Holzwerksatt können die Kinder den sachgemäßen Umgang mit verschiedenen Werkzeugen erlernen und Erfahrungen im Umgang mit Holz und anderen Materialien sammeln. Unsere Kinder können frei tasten, versuchen, ausprobieren und experimentieren. Sie lernen dabei, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen. Die Kinder spüren aber auch, dass ihnen vertraut und auch etwas zugetraut wird. Für uns Erwachsene ist es immer wieder beeindruckend zu beobachten, mit welcher Energie und Ausdauer schon die Kinder im Kindergartenalter an der Werkbank arbeiten und sägen und feilen. Gerade für die Mädchen in unserer Einrichtung ist das häufig ein noch völlig unbekanntes Terrain.
Medien
Die unreflektierten Medienangebote nehmen in der Gesellschaft, in den meisten Familien und deren Freizeit immer mehr zu. Jeden Tag werden uns zahlreiche Eindrücke in Schrift, Ton und Bild vermittelt. Deshalb ist es wichtiger denn je, den Kindern einen kompetenten Umgang mit den unterschiedlichen Medien zu vermitteln.
Für uns ist bei einem kompetenten Umgang mit allen Medien entscheidend, dass die Kinder in erster Linie frühzeitig mit dem Medium "Buch" vertraut gemacht werden. Dies ist insbesondere für die sprachliche Entwicklung der Kinder von großer Bedeutung. Ein Bilderbuch oder ein Vorlesebuch ist immer wieder Anlass, um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen oder um Sachinformationen zu vermitteln. Das Vorlesen und Anschauen von Büchern gibt den Kindern aber auch Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen, zu lachen und zu diskutieren. Darüber hinaus lernen die Kinder gerade im Umgang mit Büchern Sorgfalt und Ordnung kennen. Sie merken schnell, wie ärgerlich es ist, wenn in einem Buch die entscheidende Seite fehlt. So nehmen sie Rücksicht darauf, dass noch andere Kinder die Bücher schätzen lernen wollen. Bücher laden zum Zuhören und Anschauen ein. Es gibt bei uns Bilderbücher, Vorlesebücher, Sachbücher, Kinderlexika und Themenbücher.
Mit dem sinnvollen und Themen bezogenen Einsatz weiterer Medien wie Musik und Computer sollen die Kinder eine Vielfalt an Angeboten kennen und damit kritisch umzugehen lernen.
Musik wird bei uns nicht als Dauerberieselung, sondern Ziel gerichtet eingesetzt (Fantasiereisen, Bewegungsangebote, Ruhephasen). Bei dem Umgang mit dem Computer sollen die Kinder einen kritischen Blick erhalten. Der Computer kann kreativ und experimentell sowie gestalterisch von allen Kindern ab 4 Jahren genutzt werden. Wir vermitteln Grundkenntnisse über Funktion und Nutzung des Computers, um die Selbstständigkeit der Handhabung zu fördern. Bei uns wird der Computer nicht alleine, sondern in Kleingruppen benutzt, wobei die Kinder dabei Rücksichtnahme, Geduld und Spaß am gemeinsamen Tun erleben. Im Einsatz mit entsprechenden Programmen unterstützt der Computer das entdeckende Lernen.